20.06.2012|Bauhauptgewerbe

Boom am Bau

Die Bauwirtschaft liefert neben dem Konsum momentan die stärksten Impulse für das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Diese Einschätzung der Bundesbank wird gestützt von dem Industriezweig. Dem Hauptverband der Branche zufolge ist die Nachfrage derzeit so hoch, dass mancherorts die Bauarbeiter bereits knapp sind.

Nach einem fulminanten Jahresauftakt wird für 2012 im deutschen Bauhauptgewerbe mit einem Umsatzzuwachs von real etwa zwei Prozent kalkuliert. Treiber des Aufschwungs am Bau ist erneut der Wohnungsbau: In dieser Sparte wird dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von sieben Prozent erwartet.

Weniger Arbeitslose, mehr Beschäftigte, steigende verfügbare Einkommen, Inflationsängste, historisch niedrige Hypothekenzinsen und die Furcht vor einem Euro-Crash haben zu einer Renaissance der Immobilie in der Gunst vieler Kapitalanleger geführt. Zudem ist die Bautätigkeit von Unternehmen stabil. Dies alles macht sich in den Orderbüchern bemerkbar: Im ersten Quartal kletterten die Auftragseingänge des gesamten deutschen Bauhauptgewerbes um 12,5 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro – dies ist das höchste Volumen seit dem Jahr 2000.

Auch im Südwesten der Bundesrepublik haben die Baubetriebe wortwörtlich alle Hände voll zu tun. Das Bauhauptgewerbe in Baden-Württemberg akquirierte im ersten Quartal 2012 nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg nominal fast 35 Prozent mehr Aufträge als im ersten Jahresviertel 2011.Am stärksten expandierte die Nachfrage im März mit einer Steigerung der Auftragseingänge von 55,6 Prozent. Damit wurde das Fundament gelegt für mehr Beschäftigung und Umsatz in den Folgemonaten.

Die hohen Bestellungen bestätigen den Optimismus des Verbands Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Nach dessen Meinung werden die Umsätze in diesem Jahr im Land um rund zwei Prozent wachsen. Angesichts des jüngsten Auftragsschubs besteht die Chance auf eine Anhebung dieser Prognose. 2011 waren die Erlöse der Bauindustrie im Südwesten um 11,2 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro gestiegen. Möglich machten dies der Wohnungsbau und der Wirtschaftsbau, der von Investitionen in neue Produktions- und Lagerstätten profitierte.

Die aktuelle Entwicklung untermauert den Trend: Im Hochbau kletterten die Ordereingänge im ersten Quartal 2012 um über 43 Prozent – dabei nahmen die Aufträge am stärksten im gewerblichen und industriellen Hochbau mit über 75 Prozent zu. Es folgte der Wohnungsbau mit einem Plus von fast zwölf Prozent.

Trotz des Booms sind Baden-Württembergs Baufirmen, die im ersten Quartal gut 21 Millionen Stunden Arbeit leisteten, nicht sorgenfrei. Neben der Personalsuche macht ihnen die mangelnde Zahlungsmoral mancher Kunden zu schaffen. Die Folge: Weil die Betriebe mit ihren Arbeits- und Materialleistungen bei laufenden Kosten oft lange in Vorlage treten, können Zahlungsverzüge Liquiditätsprobleme auslösen. Besonders kleine und mittlere Firmen leider darunter.

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