Mehr als Plastik – Kunststoffindustrie in Baden-Württemberg punktet mit High-Tech

Kunststoff wird oft unterschätzt: Ohne die Polymerverbindungen müssten wir aber nicht nur auf Einfachprodukte wie Plastiktüten verzichten, sondern auch auf Computer und Smartphones. Im Automobilbau und der Luftfahrt tragen High-Tech-Kunststoffe zur Gewichtsersparnis bei, und die riesigen Rotorblätter moderner Windkraftanlagen ließen sich ohne Kunststoffe nicht realisieren. Oft stammen die innovativen Materialien und Produkte aus Baden-Württemberg.

Im vergangenen Jahr erzielten die Unternehmen der Kunststoff- und Gummiherstellung bzw. –verarbeitung im Südwesten einen Umsatz von rund 12,3 Milliarden Euro und damit mehr als ein Fünftel der Branchenerlöse in Deutschland. Die Perspektiven für 2013 sehen die Betriebe in Baden-Württemberg trotz eines verhaltenen Jahresauftakts durchaus optimistisch: Der L-Bank-Geschäftsklimaindex für die Branche kletterte im Juli leicht auf 6,7 Punkte. Damit liegt das Stimmungsbarometer klar über dem Niveau des Vorjahresmonats (-0,1 Punkte). Noch deutlicher fällt der Anstieg der Geschäftserwartungen aus – binnen Jahresfrist kletterte der Index von minus 25,5 Punkten auf aktuell plus 10,5 Punkte.

Auch die Mannheimer Röchling-Gruppe sieht für das zweite Halbjahr 2013 „gute Chancen“. Der Euroraum werde von der Belebung der weltweiten Nachfrage profitieren: „Wir setzen unseren Internationalisierungskurs mit voller Kraft fort und verstärken unsere Unabhängigkeit von regionalen Marktentwicklungen“, betont der Vorsitzende der Röchling-Gruppe, Georg Duffner. Der Mannheimer Konzern beliefert nicht nur die Automobilindustrie, sondern fertigt auch Hochleistungskunststoffe für besondere Aufgaben. So ist Röchling an der Fertigung der Fluttore für Venedig beteiligt, mit denen die Welterbe-Stadt vor katastrophalen Überschwemmungen bewahrt werden soll.

Ein breites Spektrum an Kunststoffprodukten liefert der Branchenriese BASF. Besonders gute Wachstumschancen sieht der Konzern allerdings bei Kunststoffen für spezielle Anwendungen, beispielsweise bei der Fertigung von Windenergieanlagen. Zudem treibt BASF die Entwicklung von Biopolymeren, also biologisch abbaubaren bzw. ohne Erdöleinsatz herstellbaren Kunststoffen voran. Zwar liege der Weltmarktanteil der Biopolymere aktuell erst bei 0,4 Prozent. Die Fertigungskapazitäten dürften aber schnell steigen, erwartet Martin Brudermüller, stellvertretender BASF-Vorstandsvorsitzender.

Einen Beitrag zum Thema nachhaltige Kunststoffe leisten auch die Fischerwerke. Das Unternehmen stellte jüngst einen Dübel vor, der zu 50 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, die zudem weder als Nahrungsmittel genutzt werden können noch landwirtschaftliche Anbauflächen in Anspruch nehmen. Und damit der Öko-Dübel nicht mit seinen grauen Verwandten verwechselt werden kann, kommt er standesgemäß  grasgrün daher.

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