10.06.2013|Gesamtwirtschaft

Konjunkturbericht für Baden-Württemberg: Firmen kommen leichter an Kredite

Die Firmen in Baden-Württemberg beurteilen ihre derzeitige Situation positiver als noch im April.

Der Saldo zum Geschäftsklimaindex ist im Mai nach einer zweimonatigen Schwächephase leicht gestiegen. Ein Grund dafür ist die wachsende Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage. Die Konjunktur in Südwest trotzt damit dem schwierigen europäischen Umfeld. Die Unterschiede zwischen den Branchen sind allerdings beachtlich. Den stärksten Aufwärtstrend verzeichnen die Konsumgüterproduzenten und die Großhändler. Die Stimmung unter den Firmen der Metallerzeugung dagegen bricht ein. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Konjunkturbericht der L-Bank für Baden-Württemberg.

Die insgesamt aufgehellte Stimmung der Wirtschaft in Baden-Württemberg spiegelt sich in den meisten Daten zur Kreditvergabe wider, die ebenfalls das ifo-Institut erhoben hat. So beurteilt etwa der Großhandel die Bereitschaft der Banken, Kredite an Unternehmen zu vergeben, deutlich besser. Der entsprechende Saldo stieg von -1 im Vormonat auf nunmehr 2 Punkte. Im Bauhauptgewerbe gab es zuletzt keine Klagen über Probleme bei der Finanzierung.

Den stärksten Aufwärtstrend aller Wirtschaftszweige verzeichnet die Konsumgüterindustrie. Deren Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage sehr positiv. Der Wert steigt aus dem negativen Bereich kommend um 21 Punkte auf 19,5. Ein Treiber des Aufschwungs in dem Sektor ist die sinkende Arbeitslosigkeit, die Menschen können sich wieder mehr leisten. Der Saldo zum Geschäftsklimaindex der Branche, der die Urteile zur aktuellen Geschäftslage und zur Entwicklung in den kommenden sechs Monaten umfasst, ist ebenfalls in den positiven Bereich gesprungen (14 Punkte). Das ist der höchste Wert seit Juli vergangenen Jahres. Entscheidende Antriebskraft der Entwicklung ist die Inlandsnachfrage. Das Exportgeschäft der Konsumgüterfirmen dagegen schwächelt. Der Wert der Auslandsaufträge liegt noch im negativen Bereich (-1 Punkte). Hoffnung auf eine Besserung für die internationalen Märkte ist aber vorhanden: Die Erwartungen für die kommenden drei Monate sind positiv (7,7 Punkte).

Erfreulich ist die Entwicklung im Großhandel: Der Saldo zum Geschäftsklimaindex liegt derzeit bei 3,2 Punkten, nach -6,5 im April. Allerdings sind die Ausschläge des Stimmungsbarometers in dieser Branche in den vergangenen Monaten beachtlich. Im Februar dieses Jahres betrug der Wert 15,7 Punkte.

Weiter vielversprechend ist die Lage in der Chemieindustrie. Zwar kann der Sektor seinen Aufwärtstrend im Mai nicht fortsetzen, die entscheidenden Parameter liegen aber weiterhin im zweistellig positiven Bereich. Der Saldo zum Geschäftsklimaindex wird mit 14,1 Punkten beziffert, die Erwartungen an die Geschäftslage werden mit 12,6 angegeben.

Das Bauhauptgewerbe dagegen verzeichnet nach Rekordmonaten erstmals sinkende Werte. Der Saldo zum Geschäftsklimaindex fällt von 8,9 im April auf 3,6 Punkte im Mai zurück. Schuld daran ist vor allem der leichte Abwärtstrend im Hochbau. Immerhin: Die Erwartungen an die Geschäftslage für die kommenden sechs Monate im gesamten Bau bleiben in etwa gleich (derzeit -1,5 Punkte). Dazu passt die Einschätzung der Züblin AG. „Wir sind für das weitere Geschäftsjahr vorsichtig optimistisch“, sagte Vorstandsmitglied Alexander Tesche kürzlich. Das vergangene Geschäftsjahr hatte das Stuttgarter Unternehmen noch mit Rekordwerten bei Bauleistung und Gewinn abgeschlossen.

Unerfreulich ist die Lage dagegen bei den Herstellern von Metallerzeugnissen. Der Saldo zum Geschäftsklimaindex fällt von 3,2 im April auf nun -4,7 Punkte. Pessimistisch sind die Erwartungen an die Geschäftslage. Der Wert fällt von -5,5 auf -12,8. Selbst der traditionell starke Export kann die Misere nicht beheben. Der Wert der Erwartungen an den Export fällt weiter und steht aktuell bei -5,6 Punkten.

Insgesamt stützt der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Zahlen der L-Bank für das Bundesland. Im Vergleich zum April ist der Index leicht gestiegen und steht jetzt bei -17 Punkten. Seit vergangenem August kommt das Stimmungsbarometer allerdings nicht aus den roten Zahlen. Mehr noch: Seit November verharrt der Index für Baden-Württemberg sogar im negativen zweistelligen Bereich. Die Verbraucher sind also bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung skeptischer als die Firmen des Landes.

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