08.08.2013|Gesamtwirtschaft

Konjunkturbericht für Baden-Württemberg: Stimmungsaufschwung im Südwesten

Die meisten Firmen Baden-Württembergs blicken optimistisch in die Zukunft.

Karlsruhe, 02.08.2013. Bereits zum dritten Mal in Folge ist der Saldo zum Geschäftsklimaindex der gewerblichen Wirtschaft gestiegen. Wesentlicher Grund dafür ist die Erwartung steigender Exporte. Dagegen gehen die Firmen weiter von einer schwachen Inlands­nachfrage aus. Zur Vorzeigebranche mausert sich immer mehr die Konsumgüterindustrie. Auch in der Bauindustrie und im Maschinenbau versprühen die meisten Firmen gute Laune. Der Autosektor bleibt verhalten optimistisch. Der Einzelhandel schöpft weiterhin Zuversicht. Zu diesen Ergebnissen kommt der Konjunkturbericht der L-Bank für Baden-Württemberg für den Monat Juli.

Mit den Daten zum Geschäftsklimaindex korrespondieren die Zahlen zur Kreditvergabe. So berichten die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels, dass die Banken ihnen einfacher Kredite gewähren. Auch die Firmen des Bausektors sehen weiterhin keine Finanzierungsengpässe.

Die Gesamtwirtschaft im Südwesten dürfte nach Auswertungen des Statistischen Landesamts dieses Jahr leicht zulegen und das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Gesamtjahr 2013 um rund 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ansteigen. 2012 wuchs das BIP des Landes um 0,6 Prozent. „Die Stimmung unter den Firmen passt zum Wetter, die meisten dunklen Wolken am Konjunkturhimmel haben sich verzogen“, beurteilt Dr. Karl Epple, Mitglied des Vorstands der L-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg, die Entwicklung.

Rekordwerte verzeichnet mittlerweile die Konsumgüterindustrie. Die Firmen des Sektors treiben den Saldo zum Geschäftsklimaindex, der die Urteile zur aktuellen Geschäftslage und zur Entwicklung in den kommenden sechs Monaten umfasst, auf 13,9 Punkte. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate war die Stimmung nicht besser. In den kommenden drei Monaten werden die Umsätze steigen, sind sich viele Unternehmen sicher. Der Wert für die Erwartungen an die Geschäfts­lage klettert mit 17,7 Punkten ebenfalls auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten. Auch in dieser Industrie kurbelt der Export die Geschäfte deutlich an.

Robust zeigt sich das Bauhauptgewerbe. Zwar ist der Geschäftsklimaindex in dieser Branche gegenüber dem Vormonat leicht zurückgegangen, bewegt sich aber weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Hochbaufirmen schauen dabei in Abgrenzung zu Tiefbaufirmen noch zuversichtlicher in die Zukunft.

Die Firmen des Maschinen- und Anlagenbaus im Südwesten blicken ebenfalls optimistisch in die Zukunft. Zum zweiten Mal in Folge ist der Geschäftsklimaindex gestiegen, nur zweimal in den vergangenen zwölf Monaten lag der Wert des Stimmungsbarometers höher als heute. Stellvertretend für die aufgehellte Stimmung der Branche steht der Anlagenbauer Dürr. Dessen Vorstandschef Ralf W. Dieter sagt: „Im zweiten Halbjahr 2013 erwarten wir  eine Beschleunigung in der Umsatzentwicklung.“ Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern  mit Erlösen zwischen 2,4 und 2,6 Mrd. Euro (2012: 2,4 Mrd. Euro). Dürr schlägt sich damit besser als die Branche. Die Interessensvertretung VDMA hatte erst jüngst ihre Produktionsprognose für das laufende Jahr von plus zwei auf minus ein Prozent gesenkt und geht für dieses Jahr nicht mehr von einem Wachstum aus. Dürr kommt sein hoher Internationalisierungsgrad zugute. „In Ländern wie China oder Brasilien setzt sich die hohe Nachfrage fort, in Nordamerika belebt sich unser Geschäft“, sagt Dieter. Dürrs Umsatzanteil in Westeuropa beträgt nur rund 15 Prozent.

Die Autohersteller und die Zuliefererindustrie des Landes bestätigen die positiven Vormonatsdaten. Nach monatelanger pessimistischer Stim­mung scheint die Trendwende in Sicht. Die gemessen am Umsatz größte deutsche Branche, die in Baden-Württemberg fest verwurzelt ist, hegt weiterhin starke Erwartungen an den Export: Dieser Wert ist mit 13,4 Punkten der höchste innerhalb der vergangenen zwölf Monate.

Der Einzelhandel, seit Langem das Sorgenkind der baden-württem­ber­gischen Wirtschaft, scheint sich langsam aus der Misere zu kämpfen. Der Geschäftsklimaindex ist um zehn Prozentpunkte gestiegen, verharrt aber weiterhin mit -14 Punkten im negativen, zweistelligen Bereich. Immerhin stiegen die Umsätze der Branche im Land zwischen März und Mai dieses Jahres an, sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch im Vergleich zu den Wintermonaten.

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