05.11.2012|Bauhauptgewerbe

Betongold: sicheres Fundament für Baden-Württembergs Konjunktur

Während die Konjunktursorgen in Baden-Württembergs Industrie im Herbst deutlich zugenommen haben, bleibt das Baugewerbe standhaft: Zwar ist der ifo-Index für die Branche im Oktober gesunken, die Verschlechterung des Geschäftsklimas hängt allerdings stark mit dem nahenden Winterbeginn zusammen. Überdurchschnittlich gut ist die Stimmung im Hochbau – hier sorgt nicht zuletzt die Nachfrage nach „Betongold“ für volle Auftragsbücher.

Im Oktober fiel das Konjunkturklima im Bauhauptgewerbe deutlich um rund acht auf minus 15,9 Punkte, gemessen am Vorjahreswert (minus 15,1 Punkte) hat sich die Wirtschaftsstimmung jedoch kaum verschlechtert. Allerdings zeigt sich die Branche zweigeteilt: Während der Stimmungsindex im Tiefbau mittlerweile bei minus 35 Punkten liegt, ist das Barometer im Hochbau nur knapp im negativen Bereich, ihre aktuelle Lage beurteilen die Unternehmen sogar überwiegend positiv.

Das Auseinanderdriften der Wirtschaftserwartungen dürfte im Wesentlichen auf die unterschiedlichen Auswirkungen der Euro-Krise zurückzuführen sein. Während vor allem der private Bau von der Flucht verunsicherter Sparer in Sachwerte profitiert, spürt der Tiefbau die Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand. Das Stimmungsbild untermauern harte Fakten zur Branchenentwicklung: Nach Angaben des Verbandes der baden-württembergischen Bauwirtschaft stieg der Umsatz im Wirtschaftsbau in den ersten sechs Monaten 2012 um über 13 Prozent, im Öffentlichen Bau gab es demgegenüber ein Minus von 13 Prozent. Land und Kommunen investierten demzufolge weitaus weniger in Straßen, Schulen und andere öffentliche Projekte als vor Jahresfrist. Insgesamt legte der Umsatz im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe dennoch um 2,8 Prozent auf über fünf Milliarden Euro zu.

Zumindest im Wirtschaftsbau kann der Verband auch „keine Anzeichen einer baukonjunkturellen Abkühlung“ erkennen. So sei der Auftragseingang hier um über 40 Prozent gestiegen, wobei auch „gewisse Sondereffekte“ durch Auftragsvergaben für das Projekt Stuttgart 21 eine Rolle spielen dürften. Wegen der „insgesamt guten“ Auftragslage sei die Zahl der Beschäftigten auf dem Bau mit rund 86.000 Mitarbeitern bislang konstant. Langfristig könnten es allerdings weniger sein – und zwar nicht aus konjunkturellen Gründen: Nach Verbandsangaben ist die Zahl der Azubis auf dem Bau im laufenden Ausbildungsjahr um mehr als zehn Prozent gesunken. Schon im nächsten Aufschwung könnten damit dringend benötigte Fachkräfte fehlen.

Insbesondere für die Ballungszentren Baden-Württembergs prognostiziert Hauptgeschäftsführer Dieter Diener wegen des demografischen Wandels einen „sprunghaft steigenden Bewerbermangel“. Abhilfe sollen Werbemaßnahmen und attraktivere Ausbildungsangebote schaffen: So können Auszubildende im Programm „Bauausbildung + Fachhochschulreife“ gleichzeitig einen qualifizierten Schulabschluss nachholen, und mit dualen Bauingenieursstudiengängen sollen auch Abiturienten für eine Karriere auf dem Bau gewonnen werden.

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