03.02.2014|Gesamtwirtschaft

Konjunkturbericht für Baden-Württemberg: Mit Optimismus ins neue Jahr

In der gewerblichen Wirtschaft Baden-Württembergs hat sich das Geschäftsklima im Januar verbessert.

Nach den Ergebnissen des L-Bank-ifo-Konjunkturtests wurde die Geschäftslage beinahe so positiv beurteilt wie im Vormonat, während die Geschäftserwartungen durch einen wieder verstärkten Optimismus geprägt waren und – ähnlich wie auf der Bundesebene – so gut ausfielen wie seit drei Jahren nicht mehr. Der aktuelle Stimmungsaufschwung beruhte auf einer im Vergleich zum Vormonat günstigeren Einschätzung der Geschäftsperspektiven in der Südwestindustrie, im Bauhauptgewerbe und im Großhandel. Lediglich im Einzelhandel haben die Erwartungen wieder nachgegeben. Demnach dürfte die Konjunktur im weiteren Verlauf an Fahrt zulegen, nachdem sie sich schon im 4. Quartal 2013 deutlich belebt hat. Dafür spricht auch der aktualisierte Frühindikator für die Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (nicht saison- und kalenderbereinigte vierteljährliche Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahresquartal) in Südwest bei einem bis Mai 2014 reichenden Prognosehorizont.

Sektorale Entwicklungstendenzen: Im verarbeitenden Gewerbe konzentrierte sich der Stimmungsaufschwung vor allem auf die Investitionsgüterproduzenten, unter denen der Straßenfahrzeugbau mit einer sehr deutlichen Verbesserung des Geschäftsklimas herausragte. Hier zeigte die konjunkturelle Entwicklung laut amtlicher Statistik schon in den letzten Monaten nach oben und dürfte in der nächsten Zeit weiter an Tempo gewinnen. Die Betriebe des Bauhauptgewerbes blickten bei nahezu unverändert zufrieden stellender Geschäftslage dem kommenden halben Jahr noch zuversichtlicher entgegen als bisher. Im Großhandel verbesserte sich das Geschäftsklima kräftig. Dazu beigetragen haben positivere Urteile der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage und optimistischere Geschäftserwartungen. Im Einzelhandel schwächte sich das Geschäftsklima jedoch wieder ab. Die Unternehmen nahmen in der Beurteilung ihrer Geschäftssituation Abstriche gegenüber dem Vormonat vor und mussten ihre Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Monaten wieder etwas dämpfen.

Verarbeitendes Gewerbe: Stimmungsaufschwung in der Investitionsgüterindustrie

Im verarbeitenden Gewerbe hat sich die gute Stimmung nach einer Abschwächungstendenz im Dezember 2013 wieder verbessert. Die Testteilnehmer beurteilten ihre aktuelle Lage unverändert positiv, sie äußerten sich aber optimistischer hinsichtlich der Entwicklung in den nächsten sechs Monaten. Das seit Oktober letzten Jahres hohe Erwartungsniveau signalisiert, dass die konjunkturelle Entwicklung nach Ansicht der Unternehmen zunehmend an Kraft gewinnen wird. Nachdem die Auslandsbestellungen laut amtlicher Statistik schon in den Herbstmonaten ins Plus gedreht haben, deuten zudem die anhaltend zuversichtlichen Exporterwartungen auf eine weitere Belebung des Auslandsgeschäfts hin. Die Gesamtnachfrage hat laut Konjunkturtest erneut zugenommen. Da die Produktion ausgeweitet wurde, ist die Reichweite der Auftragsbestände mit 3,0 Monaten gegenüber Oktober 2013 (3,1 Monate, gerundete Werte) geringfügig gesunken. Die Auslastung der Produktionsanlagen legte leicht zu, von 84,7 % auf 85,5 %. Die Produktion soll den Planangaben zufolge in den nächsten Monaten weiter expandieren.

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe schwächte sich die gute Stimmung im Januar ab. Die Urteile zur aktuellen Geschäftssituation fielen weniger positiv aus als bisher. Zudem gaben die Geschäftserwartungen weiter nach; sie waren aber nach wie vor deutlich von Zuversicht geprägt. Die Produktionsanlagen waren mit 86,4 % besser ausgelastet als im Oktober (85,0 %), der Vergleichswert des Vorjahres wurde dabei um gut drei Prozentpunkte übertroffen (Januar 2013: 83,2 %). Angesichts einer lebhaften Nachfrage, kaum noch vorhandener Lagerüberhänge und verbesserter Exportaussichten wurden die Produktionspläne angehoben.

Zum aktuellen Stimmungsaufschwung im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe haben vor allem optimistischere Geschäftserwartungen im Straßenfahrzeugbau und im Maschinenbau, aber auch eine Verbesserung der Geschäftslage beigetragen. Die Exporterwartungen waren weiterhin durch Zuversicht geprägt. Die Reichweite der Auftragsbestände ist leicht gestiegen, von 3,3 Monaten im Oktober auf 3,4 Monate im Januar (Januar 2013: 3,2 Monate). Der Ausnutzungsgrad der Produktionsanlagen erhöhte sich von 84,2 % auf 85,1 %. Die Unternehmen bezeichneten ihre Auftragslage weiterhin als auskömmlich und berichteten über einen zunehmenden Schwung in der Nachfrageentwicklung. Ihre Produktionspläne blieben auf Expansion gerichtet.

Im Konsumgüter produzierenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima im Januar nach der deutlichen Abschwächung im Dezember erholt. Zwar nahmen die Unternehmen nochmals Abstriche in der Beurteilung der insgesamt noch befriedigenden Geschäftslage vor, hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung setzte sich hingegen wieder Zuversicht durch. Diese konnte sich auf eine wieder lebhaftere Nachfrageentwicklung und bessere Exportaussichten stützen. Das Produktionsniveau dürfte in den kommenden Monaten leicht angehoben werden.

Branchenentwicklung:

In der chemischen Industrie kühlte sich das Geschäftsklima ab. Die Unternehmen beurteilten ihre wirtschaftliche Lage nicht mehr so positiv wie im Vormonat und korrigierten ihre Erwartungen sowohl im Hinblick auf das Gesamt- als auch auf das Auslandsgeschäft nach unten, wobei diese aber weiterhin von Zuversicht geprägt blieben. Die Kapazitätsauslastung ist noch leicht gestiegen und lag zuletzt mit 86,3 % deutlich über dem Niveau des Vorjahres (82,1 %). Aufgrund der anhaltend lebhaften Nachfrage und einer entspannten Lagersituation waren weitere Produktionssteigerungen geplant.

Ähnlich wie in der chemischen Industrie schwächte sich die gute Stimmung unter den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren ab. Die Urteile zur aktuellen Situation und die Geschäftserwartungen gaben weiter nach. Von den Auslandsmärkten dürften nach Ansicht der Unternehmen in der nächsten Zeit eher schwächer werdende Wachstumsimpulse ausgehen. Ein zuletzt deutliches Plus bei den Bestelleingängen und gut gefüllte Auftragsbücher schlugen sich jedoch positiv in den aktuellen Produktionsplänen nieder. Diese sahen erneut eine Ausweitung der Produktion vor. Die Auslastung der Produktionsanlagen verbesserte sich von 82,4 % im Oktober auf 83,6 %.

In der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden blieb das Geschäftsklima weitgehend unverändert. Wie schon im Vormonat stuften die Testteilnehmer ihre Geschäftslage erneut als ‚befriedigend‘ ein, sie blickten aber erneut weniger zuversichtlich der Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten entgegen. Die Kapazitätsauslastung war mit 83,1 % (saison- und witterungsbereinigt) ebenso hoch wie im Oktober. Obwohl die Nachfrage den Firmenmeldungen zufolge angezogen hat, soll das Produktionsniveau in der nächsten Zeit eher nicht angehoben werden.

Unter den Herstellern von Metallerzeugnissen setzte sich der Stimmungsaufschwung wieder fort. Die Unternehmen waren mit ihrer Geschäftslage zufriedener als bisher und blickten optimistischer in die Zukunft, auch in Bezug auf das Exportgeschäft. Die Kapazitätsauslastung verbesserte sich von 80,7 % auf 83,5 %. Weitere Produktionssteigerungen waren geplant, da die Nachfrage sich laut Konjunkturtest wieder dynamischer entwickelte und die Fertigwarenbestände kaum noch als überhöht galten.

Unter den Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen hat sich das Geschäftsklima nach der im Vormonat registrierten Abschwächung stabilisiert. Die Geschäftslage wurde weniger positiv beurteilt als im Dezember. Zur Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr äußerten sich die Unternehmen dagegen wieder optimistischer, jedoch nicht zum Exportgeschäft, wo sie deutlich weniger häufig als in den vorangegangen Monaten mit Wachstumsimpulsen rechneten. Das Auftragsplus dürfte sich den Angaben zufolge verstärkt haben. Die Reichweite der Auftragsbestände und die Kapazitätsauslastung zeigten aber mit 2,9 Monaten bzw. 85,2 % kaum eine Veränderung gegenüber Oktober. Das Produktionsniveau dürfte in den nächsten Monaten nur geringfügig angehoben werden.

Das Geschäftsklima der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen kühlte sich ab, es blieb aber freundlich. Die Unternehmen machten deutliche Abstriche in der Beurteilung der Geschäftslage, wobei die Bewertung immer noch recht gut ausfiel. Die Aussichten für das Gesamtgeschäft wurden dagegen noch etwas günstiger eingeschätzt als bisher, zumal sich die Exportperspektiven außerordentlich kräftig verbessert haben. Die Nachfrageerholung setzte sich fort, die Reichweite der Auftragsreserven verkürzte sich allerdings von 2,8 auf 2,6 Monate. Die Kapazitätsauslastung nahm ebenfalls ab, sie lag mit 86,5 % aber deutlich über dem Vorjahresniveau (83,7 %). Angesichts der guten Geschäftsperspektiven und teilweise schon zu kleiner Lagerbestände an Fertigwaren waren die Produktionspläne vermehrt auf Expansion gerichtet.

Im Maschinenbau nahm die Zufriedenheit mit der aktuellen Lage zwar etwas ab, in den Geschäftserwartungen zeigte sich aber ein deutlich verstärkter Optimismus, der sich auf weiterhin freundliche Exportaussichten stützen konnte. Die Testteilnehmer berichteten über eine steigende Nachfrageentwicklung, die Auslastung der Produktionsanlagen verbesserte sich von 83,2 % auf 84,3 %. Die Reichweite der Auftragsreserven blieb mit durchschnittlich 3,9 Monaten unverändert. Sowohl die Personalpläne als auch die Produktionspläne wurden nach oben revidiert.

Die deutliche Verbesserung in den Geschäftslageurteilen der Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie der kräftig gestiegene Optimismus in den Geschäftserwartungen signalisieren, dass die Branchenkonjunktur wieder an Dynamik gewonnen hat, die sich auch in der nächsten Zeit fortsetzen dürfte. Die Absatzchancen auf den Auslandsmärkten wurden unverändert günstig eingeschätzt. Als Folge der lebhaften Nachfrageentwicklung hat sich die Reichweite der Auftragsreserven von 3,0 auf 3,3 Monate verlängert. Die Produktionspläne waren jedoch nur verhalten auf Expansion gerichtet.

Im Bauhauptgewerbe setzte sich die Aufwärtstendenz des Geschäftsklima auch im Januar fort. Die Testteilnehmer waren mit ihrer Geschäftslage ähnlich zufrieden wie im Dezember und äußerten sich nochmals zuversichtlicher hinsichtlich der Entwicklung in den nächsten sechs Monaten. Die Auslastung der Baumaschinen und Baugeräte ist leicht gesunken; sie war mit 77 % (saison- und witterungsbereinigt) aber nach wie vor höher als zur gleichen Zeit im Vorjahr (74 %). Von Behinderungen der Bautätigkeit waren 25 % der Betriebe betroffen, erheblich weniger als ein Jahr zuvor (56 %). Ungünstige Witterungsverhältnisse wurden nur von 15 % der Testteilnehmer angeführt, unter Auftragsmangel litten 8 % der Betriebe. Zur gleichen Zeit im Vorjahr lagen die entsprechenden Werte bei 44 % bzw. 11 %. Die Reichweite der Auftragsreserven verkürzte sich im Durchschnitt der Bausparten und war mit 3,1 Monaten genauso so hoch wie vor Jahresfrist. Die Testteilnehmer gingen auch für die kommenden Monate von weiter steigenden Preisen aus. Sie korrigierten ihre Personalpläne erneut nach unten und beabsichtigten vorerst kein weiteres Personal mehr einzustellen.

Im Hochbau hat sich das gute Geschäftsklima leicht abgeschwächt. Im öffentlichen Hochbau wurden nur die Aussichten für das kommende halbe Jahr weniger günstig eingeschätzt als im Vormonat. Im gewerblichen Hochbau verbesserte sich die Geschäftslage, während die Zuversicht in den Erwartungen der Betriebe etwas nachließ. Der Wohnungsbau bewertete seine Geschäftssituation bei unverändert günstigen Perspektiven nicht mehr ganz so positiv wie im Dezember. Die Reichweite der Auftragsbestände verkürzte sich im Wohnungsbau, im öffentlichen sowie gewerblichen Hochbau blieb sie konstant. Im Durchschnitt der Hochbausparten verringerte sie sich auf 3,4 Monate; dies entsprach dem Niveau des Vorjahres. Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten ist ein wenig gesunken; er war mit 79 % geringfügig höher als ein Jahr zuvor (78 %, alle Werte saison- und witterungsbereinigt).

Im Tiefbau verbesserte sich das Geschäftsklima deutlich. Ausschlaggebend war, dass die Baubetriebe ihre Aussichten für die kommenden Monate erheblich günstiger einschätzten als im Dezember. Die aktuelle Geschäftssituation wurde - wie schon im Vormonat - als knapp befriedigend bewertet und somit weitaus besser als im längerfristigen Durchschnitt. Die Reichweite der Auftragsreserven verkürzte sich auf 2,6 Monate, das entsprechende Vorjahresniveau (2,4 Monate) wurde erneut übertroffen. Der Auslastungsgrad des Maschinenparks verringerte sich unwesentlich, er war mit 72 % weiterhin deutlich höher als zur gleichen Zeit im Vorjahr (66 %).

Im Großhandel Baden-Württembergs hat sich das Geschäftsklima - ähnlich wie auf der bundesdeutschen Ebene - deutlich verbessert. Die Unternehmen beurteilten ihre Geschäftslage merklich positiver als im Vormonat. Kräftig gestiegene Umsätze und eine weiterhin entspannte Lagersituation haben hierzu beigetragen. Für die kommenden Monate erwarteten die Großhändler einen weiter zunehmenden Schwung in der Geschäftsentwicklung und planten erneut, mehr Waren zu bestellen als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Anzahl der Beschäftigten wird den Personalplänen zufolge tendenziell weiter steigen.

Im Einzelhandel (einschließlich Kraftfahrzeugeinzelhandel) war der Start ins neue Jahr durch eine Stimmungseintrübung geprägt. In die Urteile der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage mischte sich wieder Unzufriedenheit, die insbesondere der Umsatzentwicklung galt. Die Geschäftsperspektiven wurden ebenfalls ungünstiger eingeschätzt als im Dezember. Die insgesamt schwache Geschäftsentwicklung in den letzten Monaten dämpfte offenbar die Hoffnung auf eine Umsatzbelebung. Infolgedessen und in Anbetracht der nahezu unveränderten Lagersituation - per Saldo schätzte noch knapp ein Viertel der Einzelhändler seine Warenbestände als zu groß ein – fielen die Orderpläne weiterhin zurückhaltend aus.

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