Industriebranchen im Fokus: Nachlassende Zuversicht

Im verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs hat sich das Geschäftsklima spürbar abgeschwächt.

Die Unternehmen bewerteten ihre Geschäftslage nicht mehr ganz so  positiv wie im April und schätzten ihre Aussichten weniger günstig ein als in den vorangegangenen Monaten, eine Entwicklung, die bis auf wenige Ausnahmen in den meisten wichtigen Industriebranchen registriert wurde. Den Testergebnissen zufolge hat die Nachfrage weiter an Schwung verloren, wobei die Auftragslage bei leicht gesunkenen Auftragspolstern aber nach wie vor als auskömmlich bezeichnet wurde. In den Exporterwartungen spiegelte sich eine stabile Zuversicht auf ein weiter zunehmendes Auslandsgeschäft. Die Produktionspläne blieben verhalten auf Expansion gerichtet.

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe nahmen die Unternehmen im Vergleich zum Vormonat deutliche Abstriche in der Beurteilung ihrer Geschäftslage vor. Der Wertungssaldo sank von 36 auf 30 Prozentpunkte. Die Testteilnehmer verzeichneten zwar kein weiteres Nachfrageplus mehr, sie beurteilten aber ihre Auftragsreserven bei leicht gestiegener Produktion erneut als ausreichend groß und planten auch wieder häufiger, ihre Produktion anzuheben. Während im Hinblick auf die allgemeinen Geschäftsperspektiven weniger Unternehmen als noch im April mit einer günstigeren Entwicklung rechneten, waren die Exporterwartungen nahezu unverändert auf ein weiter expandierendes Auslandsgeschäft gerichtet.

Auch die Produzenten von Investitionsgütern dämpften ihre Urteile zur Geschäftslage, wobei diese immer noch überdurchschnittlich gut ausfielen. Eine stagnierende Nachfrage ließ die Auftragsbestände leicht sinken. Das Produktionsniveau blieb weitgehend konstant, die Unternehmen verzeichneten kaum Lagerüberhänge. In den kommenden Monaten soll die Produktion etwas zulegen. Weniger Unternehmen als bisher gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäftssituation aus, wobei anzumerken ist, dass die allgemeinen Geschäftserwartungen wesentlich von den Einschätzungen zur künftigen Ertragsentwicklung geprägt werden. Demgegenüber hat sich die Zuversicht auf anhaltende Wachstumsimpulse aus dem Exportgeschäft gefestigt.

Die Konsumgüterproduzenten waren mit ihrer generellen wirtschaftlichen Lage zufriedener als im Vormonat, berichteten aber über ein Auftragsminus und einen damit verbundenen Abbau der Auftragsbestände. Für die nächste Zeit waren Produktionseinschränkungen vorgesehen. Im Hinblick auf die kommende Geschäftsentwicklung machte sich nun eine leichte Skepsis bemerkbar, nachdem die Zuversicht in den Geschäftserwartungen schon im Vormonat deutlich nachgelassen hatte. Zudem wurde seltener mit einem weiter steigenden Exportgeschäft gerechnet.

 Branchenentwicklung: In der chemischen Industrie hat sich die bisher gute bis sehr gute Stimmung kräftig abgekühlt. Die Beurteilung der Geschäftslage fiel weniger positiv aus als im April, der stark ausgeprägte Optimismus in den Geschäftserwartungen hat sich verflüchtig. Die Unternehmen rechneten per Saldo nur mehr damit, dass sich an ihrer Situation in den kommenden Monaten wenig ändern dürfte und mussten ihre Hoffnungen auf ein wachsendes Exportgeschäft deutlich zurücknehmen. Der Auftragseingang insgesamt hat sich nach einem kurzfristigen Dämpfer wieder erholt. Ein unerwünschter Lageraufbau unverkaufter Erzeugnisse ließ sich aber nicht vermeiden. Das Produktionsniveau soll in den nächsten Monaten dennoch angehoben werden.

Die Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren erfreuten sich erneut einer ausgezeichneten Geschäftslage, beurteilten diese aber nicht mehr so gut wie im April. Die Nachfrage verlor nach dem starken Anstieg in den vorangegangen Monaten deutlich an Schwung, die Auftragsbestände legten bei gleichzeitig weiter gestiegener Produktion kaum noch zu. Die Testteilnehmer sahen erneut weniger Spielraum für eine Verbesserung der generellen Geschäftslage in den nächsten Monaten, planten aber vermehrt eine Ausweitung ihrer Produktion. Das Auslandsgeschäft dürfte nach Einschätzung der Befragten nur noch moderat zunehmen.

In der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden dämpften eine nachlassende Zufriedenheit mit der Geschäftslage und nicht mehr so günstige Perspektiven die Stimmung. Angesichts einer schwächeren Nachfrage und eines verstärkten Lagerdrucks wurde das Produktionsniveau nicht mehr angehoben und soll auch in den nächsten Monaten weitgehend stabil bleiben. Bezüglich der Exportaussichten äußerten sich die Testteilnehmer weniger optimistisch als im April.

Die Hersteller von Metallerzeugnissen schwächten ihre Urteile zur Geschäftslage auf sehr hohem Niveau etwas ab. Die Auftragsbestände nahmen erneut zu, wenngleich die Nachfrageentwicklung zuletzt an Dynamik verloren hat. Die Unternehmen planten bei derzeit entspannter Lagersituation und guter Auftragslage, ihre Produktion auch in der nächsten Zeit auszuweiten. Ihre generellen Geschäftsperspektiven für das kommende halbe Jahr schätzten sie jedoch erneut weniger günstig ein als im Vormonat. Vom Auslandsgeschäft erhofften sie sich weiterhin expansive Effekte.

Die Gruppe der Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen berichtete über eine weitere und zudem kräftige Verbesserung ihrer Geschäftssituation. Für die nächsten Monate erwartete sie nun aber eher eine leichte Abschwächung. Trotz einer aufwärts gerichteten Nachfrageentwicklung und einer Verbesserung der Auftragslage wurden die Produktionspläne nach den kräftigen Produktionsanhebungen im bisherigen Jahresverlauf nach unten revidiert. Die Testteilnehmer äußerten sich im Hinblick auf das Exportgeschäft anhaltend optimistisch.

Die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen bewerteten ihre Geschäftslage im Mai weniger positiv als in den beiden Vormonaten. Ihre Zuversicht hinsichtlich der weiteren Aussichten hat sich dagegen nochmals verstärkt, auch im Hinblick auf das Exportgeschäft. Die Orderzugänge blieben zuletzt weitgehend konstant. Die Unternehmen bezeichneten ihrer Fertigwarenlager erneut als normal und planten vermehrt ihre Produktion auszuweiten.

Im Maschinenbau gaben die Urteile zur aktuellen Geschäftslage nach dem kräftigen Anstieg im April wieder spürbar nach, der aktuelle Wertungssaldo (+26 gegenüber +10 im langfristigen Durchschnitt) unterschritt aber nicht das vergleichsweise hohe Niveau der Monate Oktober 2013 bis März 2014. Der Orderzugang blieb offensichtlich hinter der Produktionsentwicklung zurück, da die Testteilnehmer über einen leichten Abbau der Auftragsbestände berichteten. Den Planangaben zufolge dürfte sich das Produktionsniveau auch in den kommenden Monaten kaum ändern. Die generellen Aussichten sowie die Exportperspektiven wurden günstiger eingeschätzt als im April, wobei sich die Exporterwartungen nach einem deutlichen Dämpfer im März zum zweiten Mal in Folge verbessert haben.

Die Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen berichteten über eine anhaltend gute Geschäftslage, sie waren aber im Hinblick auf die weitere Geschäftsentwicklung weniger optimistisch als im Vormonat. Die Orderzugänge schwächten sich deutlich ab. Aufgrund der insbesondere in den Monaten September 2013 bis Februar 2014 lebhaften Nachfrageentwicklung wurde die Auftragslage trotz eines Abschmelzens der Auftragsbestände weiterhin als auskömmlich bezeichnet. Die Produktionspläne waren sogar vermehrt auf Expansion gerichtet. In den Exporterwartungen setzte sich wieder Zuversicht durch, die allerdings deutlich unter dem Optimismus blieb, den die Testteilnehmer zuletzt im März gezeigt hatten.

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