Industriebranchen im Fokus: Zuversicht der Exporteure lässt nach

Im verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs setzte sich die Abkühlung des Geschäftsklimas fort. Die Urteile zur Geschäftslage gaben auf hohem Bewertungsniveau nach, die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten wurde von den Unternehmen erneut weniger günstig eingeschätzt. Erstmals seit Februar mussten auch die Exporterwartungen nach unten revidiert werden. Die hier noch vorhandene Zuversicht zeigt, dass die Testteilnehmer zwar von einer anhaltend robusten Exportkonjunktur ausgehen, aber doch mit schwieriger werdenden Rahmenbedingungen rechnen, nicht zuletzt im Hinblick auf das rückläufige Geschäft mit Russland und der Ukraine. An der Auftragslage hat sich bei nahezu stabiler Nachfrageentwicklung wenig geändert. Die Reichweite der Auftragsbestände ist mit 3,1 Monate gegenüber April konstant geblieben. Die Auslastung der Produktionsanlagen ging leicht zurück, mit 85,6 % war sie etwas höher als zur gleichen Zeit im Vorjahr (84,8 %). Die Produktionspläne waren weiterhin verhalten auf Expansion gerichtet.

 

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe wurde die Bewertung der aktuellen Geschäftslage nach der Abschwächungstendenz in den beiden Vormonaten wieder leicht angehoben. Die Testteilnehmer nahmen jedoch ihre Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nochmals zurück und sahen kaum noch einen Spielraum für eine Verbesserung, obwohl sie ihre Exportchancen wieder etwas günstiger einschätzten. Die Reichweite der Auftragsreserven war mit 2,8 Monaten etwas kürzer als im April (2,9 Monate), die Auslastung der Produktionsanlagen blieb mit 85,4 % nahezu konstant. Den Planangaben zufolge dürfte die Produktion in der nächsten Zeit leicht zunehmen.

 

Im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe setzte sich der Stimmungsabschwung nach der Unterbrechung im Vormonat wieder fort. Ausschlaggebend war, dass die Unternehmen im Vergleich zum Vormonat deutliche Abstriche in der Beurteilung ihrer Geschäftslage vornahmen, wobei der entsprechende Wertungssaldo mit +33 aber immer noch überdurchschnittlich gut ausfiel. Die allgemeinen Geschäftserwartungen blieben dagegen durch eine stabile Zuversicht geprägt, obwohl die Hoffnungen auf ein wachsendes Exportgeschäft einen deutlichen Dämpfer erhielten. Die Reichweite der Auftragsreserven war mit 3,4 Monaten genauso hoch wie im April, während die Kapazitätsauslastung leicht zurückging, mit 86,3 % aber noch über dem entsprechenden Vorjahreswert lag (85,1 %). Für die kommenden Monate waren vermehrt Produktionsanhebungen geplant.

 

Am Geschäftsklima der Konsumgüterproduzenten änderte sich wenig. Die Unternehmen waren mit ihrer Lage zwar weniger zufrieden als im Vormonat, sie rechneten für das kommende halbe Jahr aber wieder mit einer etwas günstigeren Geschäftsentwicklung. Allerdings erwarteten sie zunehmend einen nachlassenden Schwung im Auslandsgeschäft, von dem im bisherigen Jahresverlauf kräftige Nachfrageimpulse ausgegangen waren. Bei zuletzt gesunkener Produktion war die Auslastung der Produktionsanlagen mit 83,2 % noch ähnlich hoch wie im April, aber niedriger als vor einem Jahr (86,6 %). Die Produktionspläne deuteten wie schon im Juni auf ein weitgehend stabiles bis leicht steigendes Produktionsniveau in den kommenden Monaten hin.

 

 

Branchenentwicklung: Die Unternehmen der chemischen Industrie beurteilten ihre Geschäftslage weniger positiv als im Juni, im Hinblick auf ihre Geschäftsaussichten blieben sie vorsichtig optimistisch. Die Nachfrage hat sich nach einer Schwächephase gefestigt. Die Kapazitätsauslastung ist gegenüber April gesunken, mit 82,8 % waren die Anlagen ähnlich ausgelastet wie vor Jahresfrist (83,4 %). Die Testteilnehmer gingen weiterhin von einem wachsenden Exportgeschäft aus und planten vermehrt eine Ausweitung der Produktion.

 

Das Geschäftsklima der Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren schwächte sich erneut ab. In den Urteilen der Unternehmen spiegelte sich eine weiter nachlassende Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation, für die kommenden Monate wurde mit einer eher gleich bleibenden Geschäftslage gerechnet. Vom Exportgeschäft erwarteten sich die Testteilnehmer wieder Wachstumsimpulse, nachdem sie im Juni noch von einer stagnierenden Entwicklung ausgegangen waren. Die Kapazitätsauslastung ist gegenüber April gesungen, sie lag mit 83,1 % aber über dem vergleichbaren Vorjahreswert (82,3 %). Die Produktionspläne wurden gekürzt und signalisierten für die nächste Zeit ein weitgehend unverändertes Produktionsniveau.

 

Die Unternehmen der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden waren mit ihrer Geschäftslage zufriedener als im Juni und blieben im Hinblick auf ihre weitere Geschäftsentwicklung sowie auf ihre Exportperspektiven zuversichtlich. Die Reichweite der Auftragsbestände hat sich bei zuletzt nachlassendem Nachfrageschwung gegenüber April nicht verändert und übertraf mit 2,2 Monaten das entsprechende Vorjahresniveau (1,8 Monate) deutlich. Für die kommenden Monate waren im Durchschnitt keine Produktionsanhebungen mehr geplant.

 

Unter den Hersteller von Metallerzeugnissen herrschte auch im Juli eine nahezu unverändert gute Stimmung. Die Unternehmen bewerteten ihre Lage beinahe so positiv wie im Vormonat, ihre Zuversicht hinsichtlich der Geschäftsperspektiven nahm weiter zu. Allerdings rechneten sie vorerst nicht mehr mit Wachstumsimpulsen aus den ausländischen Absatzmärkten. Die Auslastung der Produktionsanlagen und die Reichweite der Auftragsreserven sind seit April nochmals leicht gestiegen. Mit 85,1 % war die Kapazitätsauslastung deutlich höher als vor Jahresfrist (82,5 %). Die Produktion soll in den nächsten Monaten gesteigert werden, da die Fertigwarenlager in Bezug auf die Lieferbereitschaft schon teilweise als zu klein eingestuft wurden.

 

Das Geschäftsklima der Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen hat sich nach einer Abkühlungsphase in den beiden Vormonaten verbessert. Die Unternehmen nahmen zwar nochmals Abstriche in der Bewertung ihrer weiterhin guten Geschäftslage vor, sie erwarteten aber für das kommende halbe Jahr nicht mehr eine schwächere, sondern eher wieder günstigere Geschäftsentwicklung. Ihre Hoffnungen auf ein in der nächsten Zeit wachsendes Exportgeschäft mussten sie jedoch nochmals nach unten revidieren. Die Produktionspläne blieben leicht auf Expansion gerichtet.

 

In der Branche Herstellung von elektrischen Ausrüstungen setzte sich das freundliche Geschäftsklima nahezu unverändert fort. Die Unternehmen schätzten sowohl ihre Geschäftslage als auch ihre Perspektiven ähnlich positiv ein wie im Juni. Ihre Erwartungen für das Exportgeschäft, das die Nachfrageschwäche auf dem Inlandsmarkt durch kräftige Wachstumsraten im ersten Halbjahr mehr als kompensieren konnte, mussten sie aber dämpfen. Das Produktionsniveau hat sich erneut kaum geändert. Das zeigt sich auch in einer Kapazitätsauslastung von 85,8 % im Juli gegenüber 85,7 % im April. Den Planangaben zufolge soll die Fertigung demnächst wieder etwas stärker als bisher zunehmen.

 

Im Maschinenbau kühlte sich das Geschäftsklima weiter ab. Die Geschäftslage wurde weniger gut beurteilt als im Vormonat. In den allgemeinen Geschäftserwartungen sowie in den Exporterwartungen hielten sich positive und negative Einschätzungen nur mehr die Waage, was eher für eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung spricht. Ein Auftragsminus ließ die Auftragsreserven schrumpfen, wobei die Reichweite der Auftragsbestände mit 4,1 Monaten aber beinahe noch so hoch war wie im April (4,2). Die Kapazitätsauslastung ist im gleichen Zeitraum kaum gestiegen, sie lag mit 85,9 % deutlich über dem entsprechenden Vorjahreswert (83,1 %). In den nächsten Monaten dürfte die Produktion den nach oben korrigierten Planangaben zufolge geringfügig angehoben werden.

 

Unter den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen blieb die Stimmung gut, wenngleich die aktuelle Geschäftslage nicht mehr ganz so positiv wie Vormonat beurteilt wurde und der Optimismus in den allgemeinen Geschäftserwartungen, aber auch im Hinblick auf das Exportgeschäft wieder etwas gedämpft werden musste. Der Auftragseingang blieb hinter der Produktionsentwicklung zurück. Als Folge davon nahm die Reichweite der Auftragsbestände von 3,1 Monaten im April auf 2,8 Monate ab, die Lagerbestände wurden teilweise als groß eingestuft. Die Unternehmen kürzten ihre Produktionspläne, die aber weiterhin auf Expansion gerichtet waren.

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