Industriebranchen im Fokus: Zunehmende Skepsis auf breiter Front

Im verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs befand sich das Geschäftsklima auch im Oktober weiter auf Talfahrt. Neben einer erneut schwächeren Beurteilung der aktuellen Geschäftslage, die mit einem Wertungssaldo von +19 aber noch deutlich besser ausfiel als im langfristigen Durchschnitt (+10), hat eine auf breiter Front verstärkte Skepsis im Hinblick auf die Geschäftsperspektiven zu dieser Entwicklung beigetragen. In den Exporterwartungen ließ die Zuversicht erneut nach und war zuletzt nur noch schwach ausgeprägt. Die Unternehmen rechneten demnach für die nächste Zeit zwar mit einem robusten Exportgeschäft, dabei aber kaum mit Wachstumsimpulsen. Ihre Auftragsbestände stuften sie vermehrt als zu klein ein, wenngleich die Reichweite der Auftragsreserven gegenüber Juli nur leicht abgenommen hat und mit 3,0 Monaten beinahe auf dem Vorjahresniveau (3,1 Monate) lag. Die Auslastung der Produktionsanlagen ist seit Juli von 85,6 % auf 84,4 % gesunken. Den Produktionsplänen zufolge soll das Produktionsniveau in den kommenden Monaten eher leicht gesenkt werden.

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe setzte sich im Oktober die Abschwächung des Geschäftsklimas nach einer Stabilisierungsphase mit einer deutlichen Eintrübung wieder fort. Die Unternehmen nahmen im Vormonatsvergleich zwar nur relativ geringe Abstriche bei der Bewertung ihrer aktuellen Situation vor, sie gingen nun aber erheblich vermehrt von einer insgesamt ungünstigeren Entwicklung im kommenden halben Jahr aus. Im Hinblick auf das Exportgeschäft blieben sie jedoch verhalten zuversichtlich. Die Reichweite der Auftragsreserven ist tendenziell weiter zurückgegangen und war zuletzt mit 2,7 Monaten auch kürzer als zur gleichen Zeit im Vorjahr (2,9 Monate). Die Kapazitätsauslastung nahm von 85,4 % im Juli auf 84,1 % ab. Für die nächsten Monate ist eine weitgehend konstante Produktionsleistung geplant.

Im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe war die Stimmungseintrübung weniger stark ausgeprägt als bei den Vorleistungsgüterproduzenten. Sie beruhte ebenfalls auf einer nachlassenden Zufriedenheit mit der Geschäftslage und einer Verschlechterung der generellen Geschäftsperspektiven. Die Exporterwartungen mussten nochmals nach unten korrigiert werden, wobei die Unternehmen noch von einem gleichbleibenden Auslandsgeschäft ausgingen. Die Kritik an der Auftragslage verstärkte sich zwar. Die Reichweite der Auftragsbestände nahm aber nur geringfügig ab und war mit 3,3 Monaten genauso so hoch wie vor Jahresfrist. Die Auslastung der Produktionsanlagen ist gesunken und lag zuletzt mit 84,7 % deutlich unter dem im April registrierten Jahresbestwert von 87,2 %. Die Produktionspläne wurden nach unten korrigiert und deuten für die nächste Zeit auf leichte Produktionskürzungen hin.

Im Konsumgüter produzierenden Gewerbe schwächte sich das Geschäftsklima im Oktober nach einer seit Mai relativ stabilen Phase erstmals wieder ab. Die Testteilnehmer bewerteten ihre Geschäftslage weniger positiv als im Vormonat und sahen für die weitere Entwicklung vermehrt Risiken. Die Reichweite ist gegenüber Juli gestiegen und war mit 2,7 Monaten genauso hoch wie vor einem Jahr. In Anbetracht der allgemein ungünstigeren Geschäftsperspektiven und da die Unternehmen auch mit leichten Einbußen im Exportgeschäft rechneten, wurden die Produktionspläne weiter gekürzt und wiesen ein deutliches Minus auf.

Branchenentwicklung: Unter den Vorleistungsgüterproduzenten bildeten die Unternehmen der chemischen Industrie eine Ausnahme, da sich hier die Stimmung gebessert hat. Die Testteilnehmer äußerten sich zufriedener über ihre aktuelle Lage und blickten dem kommenden halben Jahr zuversichtlicher entgegen als im September. Sie bezeichneten ihre Auftragsreserven zwar erneut als zu klein, eine wieder lebhaftere Nachfrage führte aber dazu, dass sich die Reichweite der Auftragsreserven gegenüber Juli erhöht hat. Das Produktionsniveau blieb nahezu konstant und soll in den nächsten Monaten angehoben werden, wenngleich die Produktionspläne weniger expansiv ausfielen als bisher. Im Hinblick auf das Exportgeschäft schwächte sich der bisherige Optimismus etwas ab.

Die Stimmung der Hersteller von Gummi- und Kunststoffwaren trübte sich weiter ein. Die Geschäftslage wurde mit Abstrichen gegenüber dem Vormonat noch als befriedigend bewertet, in den allgemeinen Geschäftserwartungen gewannen jedoch die skeptischen Einschätzungen die Oberhand. Offensichtlich sahen die Testteilnehmer für die nächste Zeit mehr Risiken und rechneten auch nicht mehr mit einem wachsenden, sondern eher mit einem stagnierenden Exportgeschäft. Da sich ihre aktuelle Auftragslage zuletzt jedoch gebessert hat, hielten sie vorerst an ihren expansiven Produktionsplänen fest.

In der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden hat sich - ähnlich wie in der chemischen Industrie - die Stimmung entgegen der vorherrschenden Eintrübungstendenz verbessert. Die Zufriedenheit mit der Geschäftslage nahm wieder zu, die Geschäftsperspektiven wurden unverändert zuversichtlich eingeschätzt. Die Unternehmen erwarteten im Exportgeschäft vermehrt Wachstumsimpulse. Sie verzeichneten ein Auftragsplus, verbunden mit einer Verbesserung ihrer Auftragslage und hoben ihre Produktion an. In den kommenden Monaten soll das Produktionsniveau jedoch weitgehend konstant bleiben.

Das Geschäftsklima der Hersteller von Metallerzeugnissen hat sich nochmals und zudem deutlich verschlechtert. Der Anteil der Unternehmen, die mit einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung rechneten, ist sprunghaft gestiegen. Die Geschäftslage wurde dagegen immer noch recht positiv bewertet, wenngleich weniger gut als im Vormonat. Die Exporterwartungen haben sich im Gegensatz zur Entwicklung der allgemeinen Geschäftserwartungen von einem leichten Minus im September auf ein Plus verbessert. Der Auslastungsgrad der Maschinen ist bei rückläufiger Produktion von 85 % im Juli auf 81,6 % im Oktober gesunken, die Reichweite der Auftragsbestände verkürzte sich im gleichen Zeitraum von 3,6 auf 3,4 Monate. Für die nächsten Monate war ein nahezu unveränderter Produktionsausstoß geplant.

Das bislang freundliche Geschäftsklima der Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen hat sich spürbar abgekühlt. Die Zufriedenheit mit der Geschäftssituation ist deutlich zurückgegangen, im Hinblick auf die weitere Entwicklung wurde die bisherige Zuversicht durch eine leichte Skepsis verdrängt. Zudem wurde eine Abschwächung des Exportgeschäfts befürchtet. Die Unternehmen verzeichneten einen Nachfragerückgang, die Auslastung der Produktionsanlagen war niedriger als im Juli (82,2 % gegenüber 83,6 %). Die Produktionspläne für die nächste Zeit wurden erheblich gekürzt und wiesen nun ein Minus auf.

Entscheidend für den Stimmungsabschwung unter den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen war eine kräftige Eintrübung der Geschäftsperspektiven. Die Geschäftslage wurde dagegen wieder etwas positiver als im September und weiterhin deutlich besser als im längerfristigen Durchschnitt beurteilt. Bei einer zuletzt stabilen Nachfrage war die Reichweite der Auftragsreserven mit 2,5 Monaten so hoch wie im Juli und April, aber kürzer als vor Jahresfrist (2,8 Monate). Die laut amtlicher Statistik im bisherigen Jahresverlauf von einem schwungvollen Auslandsgeschäft gestützte Branche – das Inlandsgeschäft entwickelte sich rückläufig - musste ihre Exporterwartungen spürbar dämpfen, wenngleich sie hier immer noch mit Wachstumsimpulsen rechnete. Die Produktion soll in den kommenden Monaten leicht gesenkt werden.

Im Maschinenbau schwächten sich die im Saldo noch recht positiven Urteile zur Geschäftslage weiter ab. Die Auftragssituation hat sich aus Sicht der Unternehmen trotz einer nachlassenden Nachfrage nicht geändert. Die Reichweite der Auftragsbestände war mit 4,1 Monaten noch genauso hoch im Juli, wohingegen die Auslastung der Produktionsanlagen von 85,9 % auf 83,9 % gefallen ist. Den kommenden Monaten blickten die Testteilnehmer erneut skeptischer entgegen, im Auslandsgeschäft erwarteten sie eine eher stagnierende Entwicklung. Den Planangaben zufolge soll die Produktion leicht eingeschränkt werden.

Unter den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen hat die Zufriedenheit mit der Geschäftslage nur noch geringfügig abgenommen. Wie schon im September gingen die Testteilnehmer davon aus, dass sich an der Gesamtsituation in den nächsten Monaten wenig ändern wird. Auch das Exportgeschäft dürfte nach ihrer Einschätzung gleich bleiben. Die Reichweite der Auftragsbestände hat sich wieder verlängert und entsprach mit 3,0 Monaten dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Die ebenfalls vierteljährlich ermittelte Auslastung der Produktionsanlagen ist seit dem im April ermittelten Höchststand von 92 % weiter gesunken; sie übertraf mit 88,6 % den langjährigen Durchschnitt aber noch um knapp zwei Prozentpunkte. Die Produktionspläne wurden weiter nach unten korrigiert und signalisierten für die kommenden Monaten einen leichten Produktionsrückgang.

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