Unter Strom – Energiewende gibt Elekt-ro(nik)industrie neue Impulse

Die Energiewende entwickelt sich offenbar zum Konjunkturmotor für die baden-württembergische Elektro- und Elektronikindustrie. Zwar kommt Öko-Strom bislang vor allem aus dem Norden. Wenn es aber um Energieeffizienz, Stromspeicher oder Elektromobilität geht, sind Unternehmen aus dem Südwesten ganz weit vorn.

Während der L-Bank-ifo-Konjunkturtest für die gesamte gewerbliche Wirtschaft zu Jahresbeginn 2013 knapp unter Null verharrt, geht es in der Elektrobranche aufwärts. Der Geschäftsklima-Index der Hersteller elektrischer Ausrüstungen stieg von Dezember bis Januar um 9 auf +5 Zähler, in der IT- und Elektronikindustrie sogar um 13 auf 30 Punkte. Keine andere Industriebranche zeigt sich derzeit auch nur annähernd so optimistisch.

Allerdings ist den Unternehmen bewusst, dass sie für ihre Investitionen in die Energiewende einen langen Atem brauchen. Bosch beispielsweise forciert nach Rückschlägen im Solargeschäft die Entwicklung von Energiespeichern. Im norddeutschen Braderup wird Bosch beispielsweise eine Batterie installieren, die etwa so groß „wie eine kleine Turnhalle“ ist. Die Batterie soll überschüssigen Windstrom speichern, der bei Flaute ins Netz eingespeist werden kann. Das Gesamtpaket beinhaltet aber nicht nur die Batterie, sondern auch die Steuerungselektronik, den Netzanschluss sowie die Anbindung der Stromkunden.

Mit ABB Mannheim setzt ein weiterer Großkonzern im Südwesten auf die Energiewende, auch wenn diese bislang „nur zögerlich in unseren Büchern“ ankomme, so ABB-Vorstandschef Peter Terwiesch. Mit innovativen Produkten zur Steigerung der Energieeffizienz und Versor-gungssicherheit sehe ABB  jedoch „mittel- bis langfristig optimistisch in die Zukunft“. Zu den größten Projekten des Konzerns zählt derzeit die Installation eines Unterseekabels, mit dem Offshore-Windparks in der Nordsee an das deutsche Stromnetz angeschlossen werden sollen.

Doch schafft die Umstellung auf regenerative Energien auch Chancen für viele Mittelständler. Bei Varta in Ellwangen beispielsweise forschen 150 Mitarbeiter unter anderem in einem Joint Venture mit Volkswagen an der Batterie von morgen, die nicht nur leicht und klein, sondern auch schnell aufladbar sein soll. Bereits verfügbar sind Stromspeicher für den Hausgebrauch, beispielsweise zur Zwischenspeicherung von selbst erzeugtem Solarstrom.

Für den Erfolg der Energiewende ebenso wichtig wie Stromspeicher sind intelligente Stromnetze: Smart Grids sollen künftig den Strom genau dorthin transportieren, wo er gebraucht wird. Dies setzt voraus, dass Stromverbraucher ihren Energiebedarf via Smart Metering in Echtzeit an das Netz bzw. die Erzeuger übermitteln. Die notwendigen Schlüsseltechnologien bietet beispielsweise die PPC AG in Mannheim. Dort lässt sich die Zukunft der Stromversorgung bereits heute erleben: Im Projekt Modellstadt Mannheim gibt es je nach Stromangebot und -nachfrage variable Tarife. Intelligente Stromzähler in den Haushalten sorgen dafür, dass Strom nach Möglichkeit dann abgerufen wird, wenn er wenig kostet.

Während die meisten Konsumenten von der Wirkung smarter Stromspeicher, Zähler und Netze wenig oder gar nichts merken dürften, sind die ebenfalls smarten Anwendungen des LED-Spezialisten Leurocom im Wortsinne spektakulär: Der Mittelständler aus Winnenden produziert großflächige Leuchttafeln, auf denen Informationen aller Art in bester Qualität und dennoch energiesparend wiedergegeben werden können. In der Stuttgarter Mehrzweckhalle Scharrena beispielsweise zeigen Leurocom-Displays  den aktuellen Spielstand oder die schönsten Torszenen in Zeitlupe. Damit beweist der Mittelständler aus Baden-Württemberg, dass Stromsparen auch Spaß machen kann.

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