05.03.2014|Gesamtwirtschaft

Gewerbliche Wirtschaft: Geschäftserwartungen weniger optimistisch

In der gewerblichen Wirtschaft Baden-Württembergs hat sich das freundliche Geschäftsklima im Februar leicht abgeschwächt. Nach den Ergebnissen des L-Bank-ifo-Konjunkturtests beurteilten die Unternehmen ihre Geschäftslage zwar noch positiver als in den Vormonaten, sie mussten aber im Hinblick auf die Entwicklung in den kommenden sechs Monaten ihren Optimismus wieder etwas dämpfen. Auch auf der Bundesebene wurden die Aussichten nicht mehr ganz so günstig eingeschätzt wie im Januar. Die Geschäftserwartungen haben in der Südwestindustrie, im Bauhauptgewerbe und im Großhandel nachgegeben, wenngleich sie in den genannten Sektoren von Zuversicht geprägt blieben. Im Einzelhandel fielen sie dagegen nahezu unverändert zurückhaltend aus. Insgesamt sprechen die Einschätzungen der Testteilnehmer weiterhin für eine Fortsetzung der Konjunkturbelebung, worauf auch der aktualisierte Frühindikator für die Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (nicht saison- und kalenderbereinigte vierteljährliche Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahresquartal) in Südwest bei einem bis Juni 2014 reichenden Prognosehorizont hindeutet.

Sektorale Entwicklungstendenzen: Im verarbeitenden Gewerbe dämpften offensichtlich weniger günstige Exportaussichten die allgemeinen Geschäftserwartungen. Eine verbesserte Geschäftslage trug jedoch dazu bei, dass sich an der guten Stimmung insgesamt wenig änderte. Die Unternehmen hielten an ihren auf Expansion gerichteten Produktionsplänen fest. Die Betriebe des Bauhauptgewerbes nahmen leichte Abstriche in der Beurteilung ihrer weiterhin zufrieden stellenden Geschäftslage vor und schätzen ihre Aussichten nicht mehr so günstig ein wie im Vormonat, blieben dabei aber zuversichtlich. Der Großhandel bewertete seine Geschäftslage weniger positiv als im Januar und schwächte seinen Optimismus hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Monaten spürbar ab. Im Einzelhandel wurde die Geschäftslage ähnlich wie im Januar als knapp zufrieden stellendend beurteilt, an der zurückhaltenden Einschätzung hinsichtlich der Geschäftsperspektiven änderte sich wenig. Die Unternehmen rechneten demnach weiterhin nicht mit einer spürbaren Nachfragebelebung.

Verarbeitendes Gewerbe: Zuversicht in den Exporterwartungen nimmt wieder ab

Im verarbeitenden Gewerbe hielt das gute Geschäftsklima an. Die Urteile zur aktuellen Lage fielen noch positiver aus als bisher, die Geschäftserwartungen haben jedoch etwas nachgegeben, wenngleich sie nach wie vor deutlich von Optimismus geprägt blieben. Einen dämpfenden Einfluss auf die Erwartungen hatten offensichtlich die Exportperspektiven, die nicht mehr so günstig wie den Vormonaten eingeschätzt wurden. Die Auslandsbestellungen haben laut amtlicher Statistik in den Herbstmonaten ins Plus gedreht und zum Jahresende nochmals deutlich zugelegt, in den nächsten Zeit dürften sie aber nach Ansicht der Unternehmen weniger stark wachsen als bisher erwartet worden war. Offen bleibt hier, inwieweit die jüngsten Probleme der Schwellenländer die Exporterwartungen beeinflusst haben. Die Gesamtnachfrage hat laut Konjunkturtest weiter zugenommen und sorgte überwiegend für eine auskömmliche Auftragssituation. Die Produktion soll den Planangaben zufolge in den nächsten Monaten weiter expandieren.

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima deutlich. Ausschlaggebend war eine im Vorgleich zu den Vormonaten noch größere Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftssituation. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung waren die Testteilnehmer unverändert zuversichtlich, die künftigen Exportchancen wurden dagegen nicht mehr so gut bewertet wie im Januar. Aufgrund der lebhaften Nachfrage sind die Auftragsbestände gestiegen. Die Produktion soll in der nächsten Zeit weniger stark angehoben werden als im Vormonat noch geplant worden war.

Im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe schwächte sich das Geschäftsklima auf hohem Niveau etwas ab. Dazu beigetragen hat hauptsächlich ein wieder nachlassender Optimismus hinsichtlich der Geschäftsperspektiven, eine Entwicklung, die vor allem aus dem deutlichen Dämpfer in den Geschäftserwartungen des Straßenfahrzeugbau resultiert, der aber in den Testergebnissen überzeichnet sein dürfte. Entsprechendes gilt für die Exporterwartungen, die deutlich nachgegeben haben, aber noch durch Zuversicht geprägt waren. Die Geschäftslage wurde von den Unternehmen insgesamt unverändert gut beurteilt. Die Angaben der Testteilnehmer sprechen für ein weiteres Plus bei den Bestelleingängen. Die Produktion soll auch in den kommenden Monaten leicht angehoben werden.

Im Konsumgüter produzierenden Gewerbe ist die Stimmung nahezu unverändert ge­blieben. Die Unternehmen waren mit ihrer Geschäftslage ähnlich zufrieden wie im Vormonat, ihre Zuversicht hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung nahm etwas ab. Angesichts einer anhaltend schwungvollen Nachfrageentwicklung waren deutlich vermehrt Produktionsanhebungen geplant. Die Exporterwartungen wurden allerdings wieder nach unten korrigiert, mit einem weiter wachsenden Auslandsgeschäft rechneten per Saldo nur mehr wenige Testteilnehmer.

Branchenentwicklung: In der chemischen Industrie besserten sich sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftsaussichten nach dem im Januar registrierten Stimmungsabschwung wieder. Allerdings fielen sowohl die Lageurteile als auch die Geschäftserwartungen nicht mehr so positiv aus wie Ende 2013. Die Unternehmen berichteten über eine nachlassende Dynamik in der Nachfrageentwicklung und planten weniger häufig als im Januar eine Ausweitung der Produktion. Der Optimismus in den Exporterwartungen schwächte sich ebenfalls ab.

Anders als in der chemischen Industrie war unter den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren nach dem Dämpfer im Januar ein kräftiger Stimmungsaufschwung zu verzeichnen. Dieser resultierte aus einer Verbesserung der Geschäftslage, zudem wurden die Perspektiven wieder optimistischer eingeschätzt. Eine anhaltend lebhafte Nachfrage sorgte für gut gefüllte Auftragsbücher, außerdem gelang es, zu große Bestände an unverkauften Fertigwaren weitgehend abzubauen. Die Unternehmen rechneten im Exportgeschäft mit weiteren Wachstumsimpulsen und beabsichtigten, ihre Produktion auszudehnen, wobei sie ihre Pläne aber etwas gekürzt haben.

In der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden kühlte sich das Geschäftsklima leicht ab. Die Testteilnehmer bewerteten ihre Geschäftslage weiterhin als ‚befriedigend‘, ihre Zuversicht hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten ist dagegen abermals gesunken, zumal sie für die nächste Zeit kaum noch von einem wachsenden Exportgeschäft ausgingen. Den Meldungen zufolge konnten sich die Unternehmen aktuell nochmals an einem deutlichen Auftragsplus erfreuen.

Das Geschäftsklima der Hersteller von Metallerzeugnissen hat sich nochmals und zudem deutlich verbessert. Die Unternehmen bewerteten ihre Geschäftslage erheblich positiver als im Januar. Sie rechneten allerdings damit, dass die Spielräume für weitere Verbesserungen in den nächsten Monaten eher kleiner werden dürften. Die Bestelleingänge und Auftragsbestände sind erneut gestiegen. Die Testteilnehmer gingen von einem auch in den nächsten Monaten expandierenden Exportgeschäft aus, sie nahmen hier ihre Erwartungen im Vergleich zum Vormonat aber etwas zurück. Den Planangaben zufolge soll das Produktionsniveau weiter angehoben werden.

In der Gruppe der Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissensetzte sich das freundliche Geschäftsklima nahezu unverändert fort. Seine beiden Komponenten entwickelten sich jedoch gegenläufig. Die Geschäftslage wurde positiver beurteilt als im Januar, während sich der Optimismus in den Geschäftserwartungen wieder etwas abschwächte. Die Exporterwartungen wurden nochmals zurückgenommen und sprachen für eine nachlassende Dynamik im Auslandsgeschäft. Die aktuelle Situation war geprägt durch eine anhaltend schwungvolle Nachfrage und gut gefüllte Auftragsbücher. Die Produktion wurde angehoben, sie soll den Planangaben zufolge aber in nächsten Monaten eher konstant bleiben.

Der Stimmungsabschwung unter den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen setzte sich fort. Die Unternehmen waren mit ihrer Geschäftslage zwar noch ähnlich zufrieden wie im Januar, die Aussichten für die kommenden Monate wurden aber sowohl generell als auch im Hinblick auf Exportgeschäft spürbar weniger günstig eingeschätzt. Der Schwung in der Entwicklung der Bestelleingänge ließ nach, was sich auch in einer schwächeren Bewertung der Auftragssituation niederschlug. Die Produktionspläne wurden gekürzt, wobei Produktionssteigerungen im Saldo nur noch von einem kleinen Teil der Unternehmen geplant waren.

Im Maschinenbau wurde eine leichte Verbesserung des bisher schon freundlichen Geschäftsklimas registriert, die aus einer etwas größeren Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage resultierte. Anzumerken bleibt, dass sich an der positiven Beurteilung der Geschäftslage im Blick auf die letzten Monate insgesamt wenig geändert hat. Die Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr zeichneten sich durch einen gefestigten Optimismus aus, wozu auch eine stabile Zuversicht in ein wachsendes Exportgeschäft beigetragen haben dürfte. Da die Auftragslage zuletzt jedoch wieder etwas kritischer eingeschätzt wurde, waren die Produktionspläne weniger stark auf Expansion gerichtet als am Anfang des Jahres.

Im Bereich der Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen schwächte sich das Geschäftsklima wieder ab. Die Testteilnehmer bewerteten ihre Geschäftslage weiterhin sehr positiv, aber mit Abstrichen gegenüber dem Vormonat. Ihr Optimismus hinsichtlich der weiteren allgemeinen Geschäftsentwicklung erhielt einen Dämpfer. Deutlich nach unten korrigiert wurden auch die Exporterwartungen. Nachdem der Auftragseingang aus dem Ausland und der Auslandsumsatz im 4. Quartal 2013 laut amtlicher Statistik kräftig gestiegen sind, rechnen die Unternehmen derzeit nicht mit einem weiteren Wachstum im Auslandsgeschäft, sondern eher mit einer Stabilisierung auf dem bisherigen Niveau. Die Firmenmeldungen sprechen zwar noch für ein weiteres Plus der Gesamtnachfrage. Nach den kräftigen Produktionssteigerungen im 4. Quartal 2013 deuten die Produktionspläne aber- wie schon im Januar - nur noch auf einen leichte Anstieg in den nächsten Monaten hin.

Bauhauptgewerbe: Gute Geschäftslage im gewerblichen Hochbau und Wohnungsbau

Im Bauhauptgewerbe nahm die Zufriedenheit mit der Geschäftslage leicht ab, zudem wurden die Aussichten für das kommende halbe Jahr nicht mehr ganz so günstig wie im Januar eingeschätzt. Von Behinderungen der Bautätigkeit waren zwei Fünftel der Betriebe betroffen gegenüber 79 % ein Jahr zuvor. Über witterungsbedingte Behinderungen berichteten 20 % der Testteilnehmer (Vorjahr: 77 %), 16 % klagten über Auftragsmangel (Vorjahr: 12 %). Andere Faktoren spielten nur eine untergeordnete Rolle. Die Auslastung der Baumaschinen und Baugeräte ist gesunken. Aufgrund des für diese Jahreszeit günstigen Wetters war sie deutlich höher als ein Jahr zuvor (70 % gegenüber 64 %). Saison- und witterungsbereinigt lag sie mit 72 % jedoch unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau (76 %). Die Reichweite der Auftragsreserven verkürzte sich im Durchschnitt der Bausparten und war mit 3,0 Monaten niedriger als vor Jahresfrist (3,3 Monate). Die Testteilnehmer gingen davon aus, dass die Spielräume für Preiserhöhungen eher etwas kleiner werden. Für die nächste Zeit wollten sie wieder zusätzliches Personal einstellen. Die in 2013 verhalten aufwärts gerichtete Beschäftigtenentwicklung im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe dürfte sich also fortsetzen.

Im Hochbau hat sich das Geschäftsklima weiter abgekühlt. Die Klimaabschwächung betraf alle Hochbausparten. Sie resultierte im öffentlichen Hochbau aus einer verstärkten Unzufriedenheit in der Lageeinschätzung. Im gewerblichen Hochbau gaben überwiegend, im Wohnungsbau allein weniger zuversichtliche Geschäftserwartungen den Ausschlag. In diesen beiden Hochbausparten wurde die aktuelle Geschäftslage nach wie vor ausgesprochen positiv bewertet. Die Reichweite der Auftragsbestände verkürzte sich erneut im Wohnungsbau, im öffentlichen sowie gewerblichen Hochbau verlängerte sie sich. Im Durchschnitt der Hochbausparten verringerte sie sich auf 3,2 Monate, das entsprechende Vorjahresniveau wurde damit unterschritten (3,5 Monate). Der Auslastungsgrad der Gerätekapazitäten ist nochmals gesunken; er war saison- und witterungsbereinigt mit knapp 76 % etwas niedriger als ein Jahr zuvor (78 %).

Im Tiefbau schwächte sich das Geschäftsklima erstmals nach einer Oktober letzten Jahres einsetzenden Aufwärtstendenz aufgrund einer gegenüber Januar ungünstigeren Lagebewertung wieder ab. Die Geschäftsperspektiven blieben hingegen unverändert freundlich. Die Reichweite der Auftragsreserven ging nochmals leicht zurück und war mit 2,5 Monaten kürzer als vor Jahresfrist (2,8 Monate). Der Auslastungsgrad des Maschinenparks verringerte sich saison- und witterungsbereinigt auf 66 %. Vor einem Jahr war die Auslastung mit 72 % deutlich höher.

Im Großhandel Baden-Württembergs ist die Stimmung nach der Verbesserung im Vormonat wieder gesunken. Auf der Bundesebene wurde eine ähnliche Entwicklung beobachtet. Die Unternehmen beurteilten ihre Geschäftslage weniger positiv als im Januar. Ihre Meldungen deuten darauf hin, dass sich das Umsatzplus gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresmonat verringert hat. Die Lagersituation blieb entspannt. Der Optimismus hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nahm spürbar ab. Die Aussichten blieben insgesamt aber freundlich, weswegen die Großhändler weiterhin planten, mehr Waren zu bestellen als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Personalpläne waren wie bisher auf eine tendenzielle Ausweitung des Personalbestands gerichtet.

Einzelhandel: Geschäftserwartungen bleiben durch Zurückhaltung geprägt

Die Stimmung im Einzelhandel (einschließlich Kraftfahrzeugeinzelhandel) hat sich nach der Eintrübung im Januar kaum verändert. Die Geschäftslage wurde abermals – trotz einer etwas besseren Umsatzentwicklung – nur als knapp zufrieden stellendend beurteilt. Die Unternehmen äußerten sich hinsichtlich ihrer Geschäftsperspektiven ähnlich zurückhaltend wie im Vormonat und rechneten demnach weiterhin nicht mit einer deutlichen Nachfragebelebung. Da der Lagerdruck wieder etwas zugenommen hat, planten die Einzelhändler, sich bei der Ordervergabe weiterhin zurückzuhalten.

Zurück Drucken