Verarbeitendes Gewerbe: Lagebewertungen geben nach, Geschäftserwartungen verbessert

Im verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs hat sich die gute Stimmung im Juni leicht abgeschwächt. Ein Dämpfer in den Lageeinschätzungen gab hier den Ausschlag, wenngleich die Urteile vor allem im längerfristigen Vergleich weiterhin deutlich positiv ausfielen. Die Unternehmen verzeichneten eine Nachfrageabschwächung, die sich aber kaum negativ auf die derzeitige Auftragslage auswirkte. Im Hinblick auf die kommenden Monate hoben die Testteilnehmer ihre Erwartungen wieder an und rechneten mit einer eher etwas besseren Geschäftsentwicklung. Die Exportperspektiven wurden jedoch weniger optimistisch eingeschätzt als im Vormonat. Hier dürften sich ein nachlassendes Nachfragewachstum in den Schwellenländern und ein Wiedererstarken des Euros spiegeln. Die Produktion soll auch in den in den nächsten Monaten ausgeweitet werden.

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe blieb das Geschäftsklima nahezu unverändert. Eine im Vormonatsvergleich geringere Zufriedenheit mit der Geschäftslage stand einer wieder zuversichtlicheren Einschätzung der weiteren Aussichten gegenüber. Die Unternehmen stuften ihre Auftragsbestände wie bisher überwiegend als ausreichend groß ein und planten vermehrt eine Ausweitung der Produktion. Sie setzten ihre Hoffnungen weiterhin auf ein expandierendes Exportgeschäft, wenngleich das Plus in den Exporterwartungen etwas kleiner geworden ist.

Im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe erhielt der bisherige Stimmungsaufschwung einen spürbaren Dämpfer. Die im Mai nochmals verbesserten Lagebewertungen haben zuletzt deutlich nachgegeben, wenngleich sie sich immer noch auf einem hohen Niveau befanden. Zudem rechneten die Unternehmen nun auch eher mit einer weiteren, leichten Verschlechterung im Verlauf der nächsten sechs Monate. Nach starken Wachstumsimpulsen im Auslandsgeschäft wurden die Exportperspektiven bei weitem nicht mehr so optimistisch eingeschätzt wie im Vormonat. Aufgrund einer schwächeren Nachfrageentwicklung und der insgesamt ungünstigeren Aussichten wurden die Produktionspläne gekürzt. Sie blieben aber insgesamt noch auf Expansion gerichtet.

Im Konsumgüter produzierenden Gewerbe setzte sich das bisher schon stabile Geschäftsklima auch im Juni fort. Die Testteilnehmer nahmen erneut noch leichte Abstriche in der Bewertung ihrer Geschäftssituation vor. Ferner ließ eine stagnierende Nachfrage die Kritik an der Auftragssituation wieder anwachsen. Die Geschäftserwartungen drehten dagegen leicht ins Plus, zumal die Testteilnehmer auch im Exportgeschäft ihre Aussichten wieder günstiger einschätzten. Dieses hatte sich im bisherigen Jahresverlauf lt. amtlicher Statistik leicht rückläufig entwickelt. Das Produktionsniveau soll sich in den nächsten Monaten kaum ändern.

Branchenentwicklung In der chemischen Industrie gaben die Urteile zur Geschäftslage weiter nach und ließen zuletzt eine leichte Unzufriedenheit erkennen. Die allgemeinen Aussichten für die nächste Zeit erschienen den Unternehmen dagegen wieder freundlicher, die Exporterwartungen blieben vorsichtig optimistisch. In Anbetracht der günstigeren Perspektiven und teilweise schon zu kleiner Lagerbestände waren vermehrt Produktionsanhebungen geplant.

Bei den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren hat sich die Geschäftslage ebenfalls verschlechtert. Hier dürften vor allem eine ungünstigere Umsatz- und Ertragsentwicklung eine Rolle gespielt haben. Im Hinblick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten zeigten die Testteilnehmer dagegen eine nur wenig geschmälerte Zuversicht, obwohl ihre Exporterwartungen einen Dämpfer erhielten. Die Unternehmen berichteten über eine verbesserte Auftragslage und planten, ihre Produktion in den kommenden Monaten etwas zu steigern. Die Verkaufspreise sollen den Meldungen zufolge deutlich angehoben werden.

In der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden setzte sich die zufrieden stellende Geschäftslage fort. Die Nachfrage zog an, was sich auch in einer leichten Verbesserung der Auftragslage niederschlug. Im Hinblick auf die kommenden Monate rechneten die Unternehmen vermehrt mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung und gingen weiterhin von einem expandierenden Exportgeschäft aus. Angesicht zu hoher Lagerbestände unverkaufter Waren planten die Testteilnehmer, das bisherige Produktionsniveau auch in den nächsten Monaten beizubehalten.

Unter den Herstellern von Metallerzeugnissen trübte sich das Geschäftsklima weiter ein. Die Zufriedenheit mit der Geschäftslage nahm erneut ab, vor allem haben aber nochmals ungünstigere Geschäftsperspektiven zur Klimaverschlechterung beigetragen. Die Unternehmen berichteten über eine Nachfrageabschwächung und vermehrt über zu hohe Fertigwarenbestände, ferner erwarteten sie vom Exportgeschäft auch für die nächste Zeit keine Wachstumsimpulse. Das Produktionsvolumen soll sich den Planangaben zufolge in der nächsten Zeit kaum verändern.

Die Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen nahmen abermals deutliche Abstriche in ihrer Lagebeurteilung vor. Der aus den positiven und negativen Urteilen resultierende Saldo ist von +39 im April auf +11 Prozentpunkte im Juni gesunken. Die Auftragsreserven schrumpften, sie wurden aber noch überwiegend als ausreichend groß eingestuft. Hinsichtlich ihrer Geschäftsperspektiven blieben die Unternehmen skeptisch. Das Exportgeschäft dürfte nach Einschätzung der Testteilnehmer nicht mehr zulegen, sondern eher stagnieren. Die Produktionspläne wurden gekürzt, das Fertigungsniveau soll sich in den nächsten Monaten nicht oder nur geringfügig ändern.

Das Geschäftsklima der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen erwärmte sich nach einer zwei Monate anhaltenden Abkühlungsphase wieder. Die Unternehmen schätzten ihre Lage zwar spürbar weniger positiv ein als im Mai, in ihren Geschäftserwartungen setzte sich aber eine deutliche Zuversicht durch. Zur weiteren Entwicklung des Exportgeschäfts äußerten sich die Testteilnehmer optimistischer als in den Monaten zuvor. Trotz einer gebremsten Nachfrageentwicklung waren vermehrt Produktionsanhebungen geplant.

Im Maschinenbau setzte sich das freundliche Geschäftsklima weitgehend unverändert fort. Die Urteile zur Geschäftslage fielen ähnlich positiv aus wie im Mai, die Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr blieben zuversichtlich. Die Nachfrageentwicklung verlor zuletzt etwas an Schwung. In Anbetracht der entspannten Lagersituation und nach wie vor günstiger Exportperspektiven waren die Produktionspläne für die kommenden Monate weiterhin auf Zuwachs ausgerichtet.

Unter den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen schwächte sich die vorherrschend gute Stimmung etwas ab. So wurde die Geschäftslage nicht mehr ganz so positiv beurteilt wie im Mai. Außerdem sahen die Unternehmen für die kommenden Monate zunehmend Risiken für die konjunkturelle Entwicklung, zumal sich das Exportgeschäft nach ihrer jüngsten Einschätzung weniger dynamisch entwickeln dürfte als im Vormonat erwartet worden war. Insofern wurden die Produktionspläne gekürzt und fielen trotz der anhaltend guten Auftragslage weniger expansiv aus als Mai.

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